Landschaftsbewirtschaftung in früheren Zeiten
Viele Jahrhunderte lang betrieben die Bürger von Berneck Ackerbau und Viehzucht auf den Wiesen und Hängen rund um die Stadt. Eine Fütterung im Stall war zu damaligen Zeiten nur im Winter üblich. Solange es die Witterung erlaubte, wurden die Rinder, Schweine, Ziegen oder Gänse auf die Weideflächen getrieben. Diese Flächen waren Gemeindeland und gehörten zum Besitz aller Gemeindebürger. Man bezeichnete sie als „Allmende“.
Die Stadt beschäftigte einen Gemeindehirten, welcher früh morgens mit seinem Tuthorn die Tiere der Stadtbewohner zusammenrief und sie durch das geöffnete Stadttor auf die Weiden führte. Da der Hirte nicht alle Tiere gemeinsam halten konnte, übernahmen Familienmitglieder weitere Herden.
Am Abend begab sich der Hirte mit den Tieren wieder in die Stadt und signalisierte durch sein Tuten den Besitzern, ihr Vieh wieder in die jeweiligen Höfe aufzunehmen. Die Gemeindehirten waren damals geachtete Leute, da sie verstanden, erkranktes Vieh zu behandeln und manchmal auch durch Kräuter Menschenleiden zu lindern. Dazu kostete er die Gemeinde nur wenig, da er von den Viehbesitzern mit Speisen versorgt wurde. Etwas Taschengeld konnten sich die Hirten durch Schnitzen, Stricken, Flechten von Körben oder dem Binden von Besen dazuverdienen.
Die Stadt war verpflichtet, dem Gemeindehirten, welcher auch als „Hutmann“ bezeichnet wurde, ein Hirtenhaus zu stellen. In Berneck stand das Hirtenhaus zunächst am unteren Stadttor (heute Rotherstraße), ehe es 1738 abgerissen wurde und ein neues Hirtenhaus am Anger erbaut wurde. Ab 1850 gaben die Bürger Ackerbau und Viehzucht mehr und mehr auf, so dass das Amt des Gemeindehirten in Berneck 1929 mit dem Abbruch des Hirtenhauses am Anger verschwand.
Auch bei Kindern war der Hirte beliebt, da er spannende Geschichten zu erzählen hatte.